Reiseberichte

Eine Reise mit "The Jacobite"


von Rhiannon MacAlister


Aufzeichnungen aus einem Reisetagebuch aus dem Jahr 2004


Am vorausgegangenen Abend hatten wir den Wecker auf 08:00 Uhr gestellt, denn schließlich wollten wir nicht verschlafen, steht am heutigen Tag doch die Fahrt mit dem Jacobite Steam Train von Fort William nach Mallaig auf dem Programm. Da ich als erste den Weg aus den Federn finde, bin ich auch diejenige, die die Wetterlage peilt. Und ein weiteres Mal bleibt festzuhalten, das selbiges es auch heute nicht besonders gut mit uns meint. Es ist alles grau in grau. Der Himmelt hängt einmal mehr voller Geigen. Aber was hilft es? Da müssen wir durch. 

Nach dem Frühstück bewaffnen wir uns mit Regenkleidung, Rucksack, Kameras, Camcorder und natürlich mit dem Stadtplan, damit wir den Weg zum Bahnhof von Fort William auch tatsächlich finden. Wohlbehalten kommen wir dort um 09:45 Uhr an und können bereits aus der Ferne eine lange Schlange ausmachen, die sich genau vor dem Schalter gebildet hat, an dem es die Fahrkarten für The Jacobite zu kaufen gibt. Wir reihen uns ein, um etwa zehn Minuten später die Tickets in Empfang zu nehmen. - Restlos aufgeregt und in Vorfreude der bevorstehenden Fahrt.

Mit großen Erwartungen verlassen wir das Bahnhofsgebäude und begeben uns in Richtung der Gleise, wo uns sogleich die Bahn ins Auge springt. Noch ehe wir uns auf die Suche nach unserem Waggon machen, wird diese von mir – soweit es bei den Menschenmassen, die hier umherlaufen möglich ist – aus unterschiedlichen Perspektiven fotografiert.

Der Wagen, in dem sich unsere Sitzplätze befinden, ist schnell gefunden. Es handelt sich dabei um Wagen C, leider nicht um ein geschlossenes Abteil, sondern um ein großes Gemeinschaftsabteil, welches sich über den gesamten Wagen erstreckt. Die Vierer-Sitzgruppen sind lediglich durch kleine Tischchen voneinander getrennt. Uns direkt gegenüber haben sich zwei Japaner eingefunden.

Pünktlich um 10:20 Uhr setzt sich der Zug in Bewegung. Das Schnaufen der Dampflok ist weithin zu hören.

Nachdem wir Fort William hinter uns gelassen habe, begebe ich mich zum Ausstiegsabteil, um dort bei herabgelassenem Fenster Fotos zu machen. Die gleiche Idee hat offensichtlich noch jemand anders. Gerade als ich dabei bin, Stellung zu beziehen, taucht neben mir eine junge Frau auf. Nach einer kurzen Begrüßung  unterhalten wir uns zunächst über allgemeine Dinge. Da mir ihr ausgeprägter Akzent auffällt, frage ich nach einer Weile nach, woher sie denn komme. Sie erzählt mir, dass sie Französin sei (das hatte ich bereits vermutet) und eine Rundreise durch Schottland macht. Sie wird den Zug nur bis Mallaig benutzen, um dort die Fähre zur Isle of Skye zu nehmen. Selbstverständlich teilen wir uns den Fensterplatz und fotografieren im Wechsel. Kurz vor dem Befahren des Glenfinnan Viaducts erzähle ich ihr, dass wir dem kleinen Örtchen bereits im Jahr 2001 einen ersten Besuch abgestattet hatten. Da sie an weiteren Einzelheiten interessiert ist, weite ich meine Ausführungen aus und lasse ihr nähere Informationen über das Viadukt sowie das Glenfinnan Monument zukommen.

Nur wenige Minuten später fährt The Jacobite im Bahnhof von Glenfinnan ein, wo ein etwa fünfundzwanzigminütiger Aufenthalt es den Fahrgästen ermöglicht, einen Aussichtspunkt aufzusuchen, um die spektakuläre Aussicht auf das Glenfinnan Monument und den Loch Shiel zu genießen. Allerdings ist der Ausblick, der sich gegenwärtig bietet, nicht der Rede wert. Die komplette Landschaft ist in diffuses Licht getaucht, darüber hinaus ist es wolkenverhangen und extrem neblig.

Zurück im Zug setzt dieser sich beinahe umgehend in Bewegung. Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, ist, dass die Bahn auf der Strecke zwischen Glenfinnan und Mallaig mehrere Tunnel durchfahren wird. Der längste von ihnen ist über einen Kilometer lang. Ehe der Zug darin verschwindet, löscht der Lokführer im kompletten Zug das Licht, so dass es im Wagen stockfinster ist. Ein wirklich einmaliges Erlebnis, zumal alle Zuginsassen abrupt verstummen.

Gegen 12:30 Uhr treffen wir wohlbehalten in Mallaig ein und haben nun 1 ½ Stunden Zeit, um den Ort zu erkunden. Doch von der ersten Minute an sind wir von Mallaig enttäuscht, denn abgesehen von einem kleinen Marine Center (es existiert heute nicht mehr) kann der Ort mit nichts Nennenswertem aufwarten.


Glenfinnan Monument

 

Ben Nevis und Loch Eil



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